Die OECD hat in ihrem neuen Bildungsbericht die geringe Zahl von Deutschen bemängelt, die in Deutschland ein Studium aufnehmen. In Deutschland beginnen nur 35% eines Jahrgangs ein Studium während es im OECD Durchschnitt 56% sind. Beim Spitzenreiter beginnen sogar 83 % des Jahrgangs ein Studium. Bei den beiden Schlusslichtern sind es noch weniger als in Deutschland 36 % bzw 31 %. Die OECD ruft daraufhin natürlich sofort den Bildungsnotstand in Deutschland aus und malt die Zukunft in düstersten Farben.
Verblüffend ist dann doch das Deutschland in der Studie des World Economic Funds (WEF) in der Liste der leistungsfähigsten Staaten von Platz sieben auf Platz fünf aufgerückt ist. Offensichtlich wird das Wohlergehen eines Staates nicht unbedingt durch eine hohe Zahl von Studienanfängern verursacht. Besonders deutlich wird das am Beispiel Schweiz. Die Schweiz nimmt in der WEF Liste den ersten Platz ein. Bei der OECD Bildungsliste liegt die Schweiz mit 36% Studienanfängern eines Jahrgangs auf dem vorletzten Platz vor Belgien. Polen liegt dagegen auf Platz 1 bei der OECD Liste (von dort kommen wahrscheinlich die OECD Experten). Hier beginnen 83 % eines Jahrgangs ein Studium. Es sieht also stark danach aus, dass eine hohe Zahl von Studenten (mit zwei linken Händen) eher schlecht für eine Volkswirtschaft ist.
Deutschland und besonders die Schweiz haben aber eine exzellente Berufsausbildung außerhalb der Universitäten. Diese Tatsachen sollten auch Frau Schavan und die Kultusminister der Länder einmal kritisch analysieren und die bewährte berufliche Ausbildung in Deutschland nicht weiter schwächen sondern stärken. Interessanterweise scheinen die Jugendlichen und deren Eltern das bereits zu spüren und schicken ihre Kinder wieder auf die Realschule mit der Aussicht auf eine handwerkliche Berufsausbildung. Mit einem Blick auf die Flaschnerrechnung können sie feststellen, dass der Flaschner typisch wesentlich mehr für einen Hausbesuch verlangen kann als ein Arzt. Was ihm laut OECD aber fehlt ist ein akademischer Titel. Wie wär’s mit Dr. pol. Röhrich.