Die deutschen Senioren dominieren noch immer die Politik. Dies liegt zum einen daran, dass sich der Anteil der älteren Wähler laufend erhöht und auch die Wahlbeteiligung bei den Älteren wesentlich höher ist. Bei der letzten Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 waren 31.8% Wähler im Seniorenalter und nur 23.1 % jünger als 35 Jahre. Die Jungen haben also klar erkannt, dass sie bei diesen Verhältnissen eigentlich keine Chance haben und gehen weniger zur Wahl. Die Älteren kämpfen aber mit ihren Stimmzetteln für ihre Renten und Pensionen sowie für ihre Krankenversicherung bei niedrigeren Beiträgen als Werktätige. Nur der Protest gegen Atomkraftwerke und Stefan Mappus hat einige Jungwähler in die Wahlkabinen geführt und prompt zum Machtverlust der „alten“ CDU geführt.
Es gibt wenig Hoffnung dass die Jugend im bestehenden System an Einfluß gewinnt. Der demoskopische Wandel mit Gebrechlichkeit und Ableben der Senioren geht nur langsam voran wohl auch weil die Jugend noch genügend in die Krankenkassen zur Versorgung der Alten einzahlt. Eigenartigerweise macht sich die Jugend in Deutschland anders als in England, Frankreich, Griechenland, Irland, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien usw noch keine Sorgen über ihre Zukunft. Sie glauben noch immer, dass alle, die irgendein sinnloses Fach an der Universität studiert haben, bei Staat und Wirtschaft mit gutem Gehalt und Anstellung auf Lebenszeit unterkommen während die Alten schon Angst um ihre Renten und Ersparnisse bekommen.
Typisch für das bestehende politische System ist auch, dass es unfähig ist, wirkliche Krisen zu meistern. Massive Veränderung im System kommen nicht nur in den arabischen Ländern von außen (auch Lenin kam mit dem Zug aus der Schweiz nach Russland!) und von den Jungen. Diese haben inzwischen auch im Internet ein Medium, mit dem sie ihre Proteste organisieren können. Der Stuttgart 21 Protest scheiterte u.a. daran dass die an sich gut gemachte Information und Werbung im Web von den dominierenden Senioren Wählern überhaupt nicht beachtet wurde.
Der Jugend- Protest in Ungarn (Bitte kein Geld mehr schicken) ist das neueste Beispiel wie die Jugend in kürzester Zeit Proteste im Web organisieren kann, die tatsächlich in der Politik etwas bewegen. Das mobile Internet hat hier wesentliche Verbesserungen gebracht, wenn man sich nicht nur zu Haus am PC sondern auch unterwegs organisieren will. Dazu muss man wissen, dass die Ungarn schon immer auf Erziehung speziell in den MINT Fächern Wert gelegt haben und darum viele Experten haben, die das Web aktiv nutzen können. In Deutschland ist der Anteil der souveränen Internet Nutzer noch immer recht klein.
Im internationalen Vergleich ist die Jugendarbeitslosigkeit mit 9.1 % in Deutschland relativ gering (430 000 Jugendliche von 4.7 Millionen im August 2011 laut Statistischem Bundesamt) im Vergleich zur EU mit 20.1 %. Das ist verblüffend wenig, verlassen doch jedes Jahr allein 150 000 Jugendliche ohne Abschluss die Schule. Etwa 2 Millionen der Altersgruppe bevölkern unsere Universitäten. Diese sind eigentlich auch arbeitslos, werden in der Statistik aber nicht gezählt. Da echte Arbeitsplätze fehlen, nehmen Jugendliche ohne Berechtigung zum Hochschulstudium auch an einer Vielzahl von Weiterbildungsmaßnahmen teil, die ähnlich wie das Studium nur teilweise zu einem Arbeitsplatz führen. Die Jugendarbeitslosigkeit, speziell bei jungen Hochschulabsolventen, ist in Deutschland u.a. so gering weil die deutschen Studenten extrem lang studieren. Absolventen sind meist älter als 25 Jahre und fallen dann nicht mehr in die Jugendarbeitslosigkeit. In Staaten wie Spanien und Italien sind die Studenten viel früher fertig und fallen dann in die Jugendarbeitslosigkeit. Insgesamt arbeiteten unsere Politiker viel mit dem Prinzip Hoffnung und die Jungen sind so naiv, daß sie sich davon anstecken lassen. Was bleibt ihnen auch schon anderes übrig. Bei den Wahlen haben die etwa 4 Millionen Jungen gegen die 24 Millionen Rentner sowieso keine Chance.