Die Sorge um den sozialen Aufstieg und Abstieg in Deutschland

Wiulff_G_smallNun ist es wieder Zeit für Sommerparties mit Verwandten und Bekannten. Nachdem die Fussball WM vorbei ist und man mit dem Thema Klimakatastrophe an schönen Sommerabenden nicht so richtig punkten kann bietet sich das Thema Zukunft der Jugend als übergreifendes Thema vor allem für das Zuhören an.

Bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter sind Eltern und Grosseltern noch sehr optimistisch. Selbst die Kleinen werden schon in Richtung ihrer Wünsche (oder ihrer Eltern) erzogen. Unzählige Profile und Schwerpunkte der verschiedenen Anstalten machen die Auswahl in den größeren Städten schwierig. Hier gibt es vom städtischen Kindergarten für Kinder mit Migrationshintergrund bis zum Waldkindergarten für die Grünen bis zum mehrsprachigen Elitekindergarten für die besseren viele Angebote. Da an vielen Grundschulen die Noten abgeschafft und für den Übergang zum Gymnasium keine Prüfungen oder Zeugnisse verlangt werden berichtet man fast nur von Wunderkindern. Eventuelle Schwächen der Kinder z.B  in Mathematik werden durch überragende Leistungen in Sport, Musik, Bildende Kunst oder in Sprachen mehr als ausgeglichen –  nach Meinung der Eltern und Grosseltern.

Im Gymnasium kommt es dann häufig zu leichten Irritationen wenn man bemerkt, dass der eigene Nachwuchs nicht unbedingt zur intellektuellen Elite gehört. Hie beginnt bereits die Angst vor dem sozialen Abstieg des eigenen Nachwuchses. Mit Nachhilfestunden, Wechsel auf dubiose Privatschulen usw versucht man die Chancen des eigenen Nachwuchses zu verbessern. Hat der Nachwuchs (wie fast alle) bis zum Abitur durchgehalten wissen viele nicht was sie werden wollen. Beliebt sind deshalb Weltreisen (wie die Bildungsreisen zu Zeiten Goethes), in denen man die eigene Bestimmung zu finden versucht und dann feststellt, dass schon Hunderte anderer Abiturienten auf die Idee gekommen sind, bei den australischen Farmern im Outback Schafe zu hüten oder in Neuseeland in einer Bio-Frittenbude zu kellnern. Die Eltern und Bekannten müssen diese Weltreisen alle ganz toll finden. Auf den Parties werden da die erstaunlichsten Erlebnisse geschildert, die über WhatsApp und Facebook kommunziert werden. Kommt man von der Weltreise zurück hat man natürlich alle Probleme der Zukunftsplanung wieder vor sich.

Bei der Entscheidung für einen Beruf oder Studium ist es vor allem wichtig, dass der beabsichtigte Beruf  „Spass“ macht. Ob man damit seinen Lebensunterhalt verdienen kann ist häufig nebensächlich. Ich rate dagegen den Jugendlichen ihren Beruf so zu wählen, dass sie genügend Geld verdienen, um sich ihren „Spass“ leisten zu können.

Ist man dann mit einem Studium fertig, finden vor allem die beliebten „kreativen“ Berufe häufig keine adäquate Stelle und schlagen sich dann als Schwarzarbeiter, bevorzugt in Berlin, mit viel „Spass“ durch. Die  Subventionen von Eltern und Grosseltern werden gerne als selbstverständliche Systemhilfe angenommen..  Hier werden die Sorgen über den sozialen Abstieg der eigenen Brut schon etwas größer.

Selbst wenn die Kinder ernsthafte Berufe wie Ingenieur, Betriebswirt oder Jurist ergreifen, kommen sie oft beim Staat oder den Sicherheit verheißenden Großbetrieben nicht unter, Alle großen Firmen reduzieren ihre Stammbelegschaft in Deutschland. Selbst Forschung- und Entwicklung werden heute in andere Länder ausgelagert. Wer bei den Praktika während des Studiums etwas Erfahrung gesammelt hat, kann sich als Freelancer betätigen. Muss sich aber von Auftrag zu Auftrag hangeln. Auch hier ist die Sorge vor dem sozialen Abstieg ein verlässlicher Begleiter.

Gründen die Kinder dann eigene Familien, dann wird vor allem für Frauen der soziale Abstieg eine fifty-fifty Bedrohung. Geht die Ehe in die Brüche, können viele Frauen nicht mehr ihren sozialen Standard halten. Dafür reicht in der Regel das Einkommen der Frau und die verfügbare Zeit nicht aus. Hier soll der Staat, das heißt die Steuerzahler die verfahrene soziale Situation durch allerlei Subventionen und Infrastruktur einspringen.

Obwohl wir in Deutschland sehr viele Soziologen, Volkswirtschaftler und andere Experten haben, gibt es keine verlässlichen Daten und speziell keine Langzeitstudien über das Problem des sozialen Abstiegs. Selbst für den sozialen Aufstieg gibt es keine verlässlichen Zahlen. Sicher ist nur, dass Ganztagsschulen nicht die Lösung des Problems sind. Dazu muss man sich nur einmal den Ganztagsbetrieb in den amerikanischen Schulen ansehen. Unsere Politiker versagen hier ähnlich wie bei anderen sozialen Problemfeldern und versuchen mit der These „Alles wird ja gut“ über die Runden zu kommen. Empfohlene Lektüre aus der Schweiz – der Artikel von Monika Bütler : Die ewige Angst vor dem Abstieg

Siehe auch: Die armen akademischen Schweine in den PIIGS Staaten

Englisch: So wirst du super,super reich mein Sohn

 

 

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