Das Erdbeben in Nepal hat einmal mehr aufgezeigt, dass Deutschland international allenfalls in der 3. Liga spielt. Im Fernsehen konnte man nur eine Truppe von Feuerwehrleuten I.S.A.R. sehen, die mit ihren Suchhunden privat nach Nepal geflogen sind, um bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Das ist zwar emotional äusserst ergiebig, – Hunde sind nun einmal Sympathieträger – die Aktion war aber wenig erfolgreich, da die Hundestaffel in ein Gebiet geschickt wurde, wo es gar keine Verschütteten gab und keinerlei Infrastruktur und Unterstützung von deutschen Behörden für die Aktion erfolgte. Typisch ist, dass I.S.A.R. eine Gruppe von etwa 60 Idealisten ist, deren Verein laut I.S.A.R. Geschäftsbericht 2013 einen Reingewinn von über 800 000 € gemacht hat. Offenbar hatte man nicht genug Gelegenheiten und Leute um das Spendengeld bei Hilfen auch einzusetzen. Es ist ganz offensichtlich, dass man mit Beträgen dieser Größenordnung bei großen Katastrophen wenig bewegen kann.
In den meisten Ländern wird Katastrophenhilfe primär vom Militär geleistet. Die USA können z.B. durch ihre weltweite militärische Präsenz weltweit helfen (siehe z.B. Fukushima) während Deutschland nicht einmal einsatzfähige Flugzeuge hat um Helfer und Gerät vor Ort zu bringen. Das Militär der USA wird auch nicht die örtlichen Behörden lange fragen, ob es genehm ist, Hilfsgüter ins Land zu bringen. In Deutschland sollten sich die Ministerien des Innern, der Entwicklungshilfe, der Aussenpoitik und das Militär zusammentun und Pläne für weltweite Katastrophenhilfe ausarbeiten. Die Hoffnung, dass diese Organisationen aber zielgerichtet zusammenarbeiten können ist aber gering.
Unser Innenministerium, das für den Katastrophenschutz im Inland aber auch im Ausland zuständig ist, hat seine Aufgaben an das THW delegiert. Aus den Augen aus dem Sinn. Man weiß aber sehr wohl, dass das THW seit Abschaffung des Wehrersatzdienstes an akutem Mitgliederschwund leidet. Bei einer Katastrophe in Deutschland kann das THW nur einen geringen Teil der Hilfen leisten. Feuerwehren, ärztliche Dienste, Behörden, Handwerker u.a. müssen koordiniert werden. Es sollte selbstverständlich sein, dass im Zeitalter der Smartphones auch die Bevölkerung rechtzeitig informiert wird und vor allem Notfallpläne rechtzeitig ausgearbeitet und kommuniziert werden. In Baden-Württemberg hat man z.B. die Warnsirenen abmontiert, sodass selbst bei einer kleinen Überschwemmung die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt werden kann. Den Aufbau eines Warnsystems über stationäre und mobile Telephone hat man aber versäumt, sodass selbst bei einem kleinen Hochwasser, wie in Hohenzollern, Menschen sterben müssen, weil sie vorab über Verhalten bei Überschwemmungen nicht informiert und auch nicht gewarnt wurden.
Die Strategie des Innenministeriums und der Behörden in den Ländern scheint aber zu sein allenfalls geheime Notfallpläne (ausser den Plänen für Atomunfälle) auszuarbeiten, die im Notfall nicht einmal die wichtigsten Hilfsorganisationen kennen.
Nun ist der Katastrophenschutz nicht das größte Problem in Deutschland. Die Lage zeugt aber einmal mehr davon, dass unsere Politiker nur agieren. Planung und Vorsorge für Land und Bürger ist nicht vorgesehen. Man wartet eben bis die Katastrophe – Kriege, Flüchtlinge, Euro usw eintritt um dann mit aller Kraft zu agieren. Unser Innenminister Herr de Maizière tut sich da besonders hervor, überall gibt es nur Nachsorge.
Der Innenminister und seine Beamten sollten sich einmal das Informations- und Warnsystem System der amerikanischen FEMA (Federal Emergency Management System) ansehen. Mit zwei kostenlosen APPs für iOS und Android erhält man Informationen zur Selbstvorsorge und Zugang zu den Meldungen im Ernstfall. Diese beiden APPs zeigen exemplarisch warum die USA die führende Internet Nation ist. Der Fokus liegt ganz klar bei Informationen und Hilfe für die Bürger und nicht bei der Selbstdarstellung der Behörden. Ein ähnliches System könnte man in Deutschland für etwa 10 Millionen € entwickeln. Kleinere Warnsysteme können bei vernünftiger Anleitung und einemBasissystem sogar Ehrenamtliche für lokale Systeme entwickeln mit Betriebskosten von < 100 €/Jahr. Hierfür müssten unsere Politiker aber verstehen wie man heute mit Cloud Technologie effiziente Systeme für die Bürger zur Verfügung stellen kann. Man schwebt aber offensichtlich lieber über den Wolken. Vielleicht könnte Herr Oettinger ja mit einer großen EU Aktion da helfen. Merke: Auf die Bürger hören ist besser als abhören!
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