
Da die Presse, die Regierung und auch Google die Informationen über die EU Krisenländer verzerrt darstellen, kann es nicht schaden, wenn man auch auf einer Urlaubsreise die Augen und Ohren aufmacht und etwas Gehirn bei der Informationsverarbeitung einschaltet.
Bei einer Urlaubsreise nach Korfu in ein schönes Vier Sterne Hotel fällt sofort die Verwahrlosung des öffentlichen Raumes am Flughafen auf. Offensichtlich wurde der Flughafen von der öffentlichen Verwaltung heruntergewirtschaftet. Jetzt ist der Flughafen privatisiert und ist von FRAPORT mit einem griechischen Partner übernommen worden. Der Ausverkauf Griechenlands an ausländische Investoren ist im Gange. Viel geändert hat sich bisher aber nicht.
Das Hotel liegt wie in Griechenland üblich weit entfernt und isoliert an einem schönen Strand. Die Gäste sollen ihr Geld in der Hotelanlage ausgeben und nicht bei privaten Tavernen. Gegenüber früher fällt auf, daß jetzt selbst die schlecht bezahlten Jobs von jungen hervorragend ausgebildeten Griechen erledigt werden. Auch das mittlere Management wurde mit hervorragend ausgebildeten Griechen besetzt. Nur noch der Konzept Manager, der muss als Vertreter der Investoren für die Rentabilität des Hotels sorgen, ist eine Deutsche. Der Tourismus in Griechenland hat das Problem, daß die Saison von Mitte Mai bis Mitte September sehr kurz ist. Investitionen in Hotels rentieren sich eigentlich nur wenn der Investor sich sehr billig Geld leihen kann. Da dies früher nicht der Fall war, sind viele Hotels heruntergekommen. Nun scheinen viele, vor allem ausländische Investoren, mit ihrem Geld in Baugold zu fliehen. Ein Teil unseres Hotels war schon auf neuestem Standard renoviert. Der Service war hervorragend und wurde (wie bei uns auch in der gehobenen Hotel Branche) von schlecht bezahlten Lehrlingen unterstützt, die keine Chancen auf eine Festanstellung nach der Ausbildung haben. Bezahlung gibt es nur während der Saison.
Insgesamt ist dieses griechische Hotel auf einem hervorragenden Niveau und relativ günstig. Das haben auch die vielen englischen und russischen Gäste erkannt. Deutsche Gäste sind in der Minderheit und haben gegen die Briten bei der Schlacht um die Liegen am Pool mit Bar keine Chance. Die Lage für die Hotelangestellten ist nicht so günstig. Der professionelle Barkeeper, viersprachig und hoch effizient, berichtet, daß er früher im Winter in Berlin gearbeitet hat. Inzwischen seien, dank AIRBNB und der vielen Umwandlungen von Altbauten in Eigentumswohnungen, die Mieten so hoch, daß sich die Arbeit in Berlin nicht mehr lohnt.
Verläßt man die Hotelanlage erkennt man sofort die öffentliche Armut auf dem Land. Die Straßen sind schlecht, die Buslinien sind spärlich, die Haltstellen verkommen und die Busse fahren selten. Die Häuser der gewöhnlichen Griechen sowie ihre Autos sind klein und alt. Nur selten sieht man kleine Gewerbebetriebe.

Man stößt aber auch auf pompöse Villen (siehe gelbe Markierung oben) mit grandiosem Blick auf das Meer, riesigen Swimmingpools und separaten Häusern für die Unterbringung der Hausangestellten. Hier sind Hausmeister, Köchin, Hausmädchen und Chauffeur noch Standard. An den privaten, teuren Zufahrten weitab von den öffentlichen Straßen parken neue SUVs und Luxuslimousinen. In solchem Luxus leben in Deutschland nicht einmal Top Manager. Die Villa des Daimler Chefs Schrempp in Deutschland ist dagegen eine recht bescheidene Hütte. In Griechenland ist nicht die Schere zwischen arm und reich aufgegangen – es haben sich zwei verschiedene Welten entwickelt. Inzwischen scheint die Krise auch bei den Reichen in Griechenland angekommen zu sein.
Viele Bauruinen und mit ihnen die griechischen Bauarbeiter warten auf (ausländisches ?) Kapital. Achtung bei Investitionen: Griechenland hat seine Staatsschulden seit 200 Jahren nicht zurück bezahlt!
Die arme griechische Welt wird repräsentiert durch eine winzige St. Arsenius Kapelle unterhalb der Protzvilla (roter Kreis auf dem Foto) aber an einer schönen Bucht, in der gerne reiche Griechen morgens mit ihren Luxusjachten aber später leider auch Ausflugsboote mit lärmenden Touristen ankern. In dem kleinen Boot auf dem Foto sind nur arme deutsche Touristen. Der heilige Arsenius von Korfu lehrte den Griechen die folgenden Tugenden:
- Ordne dich immer deinem Vorgesetzten bedingungslos unter (das wichtigste Prinzip der griechisch orthodoxen, der katholischen Kirche und der griechischen Politiker).
- Akzeptiere dein Schicksal ohne zu murren.
- Vergib allen Sündern und nehme sie wieder in der Gemeinschaft auf.
- Weine mit den Armen und Niedergeschlagenen um sie zu trösten.
Mit seinem Weinen hat Arsenius tatsächlich so viele Gläubge getröstet, daß er es zum Heiligen gebracht hat.
So wie die Lage in Griechenland aussieht kann man sich dem Aufruf des Heiligen Arsenius zum Weinen nur anschließen. Für die Jugend in Griechenland ist das aber wohl keine attraktive Lösung für ihre Lebenplanung.
Tipps:
In der USA Arsenius Online Chapel – Anleitung zum Singen
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