Menschen, die noch nie eine größere Naturkatastrophe erlebt haben und gesehen haben, wie Menschen dabei sterben(und das sind die meisten Jungen), nehmen Katastrophen meist nicht so ernst gemäß der Devise – bei uns kann das ja nicht passieren.
Das letzte Erdbeben, das in Stuttgart wirklich bedrohlich zu spüren war, gab es am 3.9. 1978. Auslöser war ein Beben mit Zentrum in Ebingen mit Stärke 5,7. Ich befand mich gerade als Prüfungsaufsicht im K1 (Hoch)haus der technischen Hochschule im Zentrum von Stuttgart. Obwohl das Beben in Ebingen nur Stärke 5,7 auf der Richter Skala erreichte, hatten alle Prüflinge und auch ich ziemlich Angst, dass das Gebäude diese Belastung nicht aushalten würde. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob die deutschen Architekten überhaupt Erdbeben in ihre Planung mit einschließen, wenn das Gebäude nicht gerade in einem bekannten Erdbebengebiet liegt. Auf alle Fälle war dieses Erdbeben etwas, woran die Architekten nicht gedacht hatten. Nicht vorzustellen wenn das Erdbeben die Stärke 6,7 anstatt 5,7 gehabt hätte (da wackelt’s dann zehnmal stärker).
Eine andere Katastrophe, wobei ein von den Planern nicht erwartetes Ereignis eintrat, war die Überschwemmung der Stuttgarter Innenstadt am 15. August 1972. Dabei ertranken mehrere Menschen u.a. in der Unterführung am Schloßplatz obwohl dort ausreichend Pumpenkapazität vorhanden war, um die Unterführung bei stärkstem Regen frei zu halten. Die Planer hatten aber nicht daran gedacht, dass im Sommer auch manchmal Hagel mit dem Regen kommt. Die Hagelkörner verstopften in Minuten alle Ablaufkanäle in der Innenstadt und die Pumpen konnten natürlich auch nicht arbeiten. An der Liederhalle stand das Wasser damals etwa 1 m hoch. Das kann sich heute sicher niemand mehr vorstellen.
Man sollte also niemals nie sagen.