Nachdem Deutschland sich an den Militäraktionen zur Unterstützung der Aufstände in Nahost nicht beteiligt hat, sollte man sich jetzt wirklich beim Aufbau der neuen Staaten in Nahost engagieren. Den meisten Staaten in Nahost fehlt es nicht an gut ausgebildeten Akademikern sondern an Führungskräften mit praktischer Erfahrung, die Projekte zum Aufbau der Infrastruktur, Industrie und Verwaltung auch erfolgreich projektieren und leiten können. Denn es wird nicht gern gesehen wenn in Deutschland zwar Studenten und Lehrlinge hier in Deutschland ausgebildet werden, die Führunskräfte im Land aber aus dem Ausland kommen. Die Jahre der Fremdherrschaft sollten ja jetzt vorüber sein.
Finnland praktizierte in den 80er Jahren ein interessantes Modell um die Abhängigkeit von der klassischen Industrie zu verringern und neue Industrien aufzubauen. Die finnische Regierung und die Industrie definierten Zukunftsfelder z.B. die Telekommunikation und Software. Danach bot man finnischen Studenten Auslandsstipendien an, die aber nicht für Universitäten sondern nur für aktive Mitarbeit in Unternehmen galten. So beschäftigte ich in meiner Abteilung mehrere Finnische Softwareingenieure, die Entwicklungsmethodik und z.B. Test und Wartung von Software in der Praxis erlernen konnten. Den aufnehmenden Unternehmen entstanden dabei keine Kosten und man musste keine hohen bürokratischen Hürden mit Verträgen usw. überwinden. Allenfalls die Personalabteilung war etwas verwundert, dass gut ausgebildte Ingenieure ohne Bezahlung im Unternehmen arbeiten wollten. Die finnische Regierung war mit dieser Strategie sehr erfolgreich und konnte mit Nokia sogar einen Weltmarktführer aufbauen.
Mit dem guten Ruf der deutschen Ingenieure und Führungskräfte in mittleren Unternehmen würde trotz der deutschen Sprachbarriere sicher in den aufstrebenden arabischen Ländern geeignete Kandidaten finden, die nach erfolgter praktischer Ausbildung in ihrem Land produktiv tätig werden können. Das wäre sicher eine effektive Aufbauhilfe Nahost.