Die Banker rühmen sich gerne für ihre „innovativen Finanzprodukte“, die meist auch die Banker nicht mehr verstehen. Ein klassisches Beispiel sind die Credit Default Swaps (Kreditausfallversicherung), bei deren Erklärung in Wikipedia bemerkt wird, dass normale Leute die Erklärung nicht verstehen könnten. Wie bei innovativen Finanzprodukten üblich wird eine Unmenge von Sachjargon verwendet, um einen eigentlich recht einfachen Sachverhalt zu verschleiern. Die zwei wesentlichen Eigenschaften von CDS sind
- Der Kreditgeber versichert sich gegen eine Gebühr gegen den Ausfall eines vergebenen Kredits. Kann der Kreditnehmer nicht oder nur teilweise bezahlen, dann erhält der Kreditgeber von der Versicherung den Fehlbetrag ersetzt.
- Die Versicherung wird nicht von einer Versicherung (wie z.B. einer Rückversicherung bei Sachwerten) sondern vom Besitzer des CDS Versicherungsscheins garantiert. Platzt ein Kredit, dann müssen die Halter der betroffenen CDS den Schaden ersetzen. Die CDS sind frei handelbar. Man weiß meist nicht, wer beim Eintreten des Versicherungsfalls eigentlich bezahlen muss. Das ist ähnlich wie bei Aktien. Nur muss der Aktienbesitzer sein Geld vorab abgeben!
Die CDS Konstruktion hat den Vorteil, dass sie den Eigenkapitalbedarf sowohl des Kreditgebers (meist eine Bank) als auch des Versicherunggebers verringert. Die Bank kann ohne Risiko Kredite ausgeben – sie ist ja gegen Kreditausfall versichert. Der Versicherer kann beliebig viele Versicherungen abschließen, ohne sie mit Eigenkapital zu unterlegen, solange es ihm gelingt seine CDS an andere zu verkaufen. Sind die Käufer der CDS wieder Banken so schließt sich der Kreis. Die Kosten einer Kreditausfallversicherung sind etwa 1% des Kredits (Im April 2012 muss man etwa 5% für eine CDS einer 10 Jahres Anleihe von Spanien zahlen!). Je nach Bonität des Kreditnehmers schwanken die Kosten der Versicherung.
Das Problem der CDS ist aber, dass man eigentlich nicht mehr weiß, bei wem letztendlich diese CDS landen und ob dieser beim Eintritt des Versicherungsfalls überhaupt bezahlen kann. Kommt es zu einem „System relevanten“ Kreditausfall wie bei den Hypotheken in USA oder bei den Staatsanleihen in Griechenland, so stellt sich meist heraus, dass die Versicherung nichts wert ist, da der Halter der Versicherung sofort Pleite geht (Beispiel AIG). Diese Erfahrung kann auch der Normalbürger machen, der jahrzehntelang die Versicherung bezahlt hat und im Klagefall auf das Kleingedruckte im Vertrag hingewiesen und nicht voll entschädigt wird.
Die Rettungsaktionen für den Euro versuchen geradezu panisch einen Kreditausfall zu vermeiden, weil dann die Kreditausfallversicherungen bezahlen müssten, d.h. die auf den „Märkten“ gehandelten CDS würden fällig. Die Banker wissen aber ganz genau, dass die Halter der CDS die dabei fälligen Zahlungen nie leisten könnten und eine Vielzahl von Organisationen im Finanzsegment Konkurs anmelden müssten. Viel schlimmer noch, das ganze Kartenhaus der risikolosen Kredite würde zusammenbrechen. Die Banken müssten zugeben, dass sie viel zu viele Risiken eingegangen sind.
Griechenlands Präsident Papandreou hat wahrscheinlich einige gute Berater, die ihm geraten haben, mit dem CDS Pfund zu wuchern. Mit der Drohung, den CDS Versicherungsfall herbeizuführen, kann er die Banken und die mit ihnen assozierten EU Regierungen erpressen und bessere Konditionen für die Lösung der Schuldenkrise in seinem Land herausholen. Mit dem Trick „Volksabstimmung“ kann er für diese Verhandlungen Zeit gewinnen. Man kann ja vieles über die Griechen sagen, aber dumm waren sie eigentlich nie und die Mathematik haben sie schon viel früher als die „schwäbischen Hausfrauen“ beherrscht.
Gerücht Feb 2012: Den größten Teil der Griechenland CDS, etwa 70 Milliarden €, sollen die fünf größten US Banken halten .
Typische Rolle von Hedgefonds: Hedgefonds nehmen Banken ihre Kreditausfallversicherungen (CDS) gegen hohe Gebühren ab. Dabei hoffen Sie durch gute Lobby Arbeit z.B. bei der US Regierung den Ausfall der CDS zu verhindern (siehe Griechenland). Wird die Kreditausfallversicherung fällig, geht der Hedgefond einfach Pleite. Das eigene, ungehebelte Kapital wurde mit Gewinn schon vor der Insolvenz gerettet. Das funktioniert weil für Hedgefonds anders als bei Banken kein Mindestkapital gefordert wird.
PS Nachtrag 25.3.2013: Die amerikanischen CDS Finanzer haben es bis jetzt (auch in Zypern) immer geschafft, dass die Pleiten so gestaltet wurden, dass die Kreditausfallversicherungen nicht zahlen mussten. Nicht verwunderlich da die Goldman Sachs Experten für persönliche Gewinnoptimierung überall ihre goldenes Händchen im Spiel haben.
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Ihr sprecht mir damit aus der Seele. Man kann den „Leuten“ die Gefahren des CDS Handels gar nicht oft und deutlich genug vor Augen führen. Wenn die ersten Banken crashen, und niemand mehr weiß wer bei wem eigentlich wie hoch verschuldet ist, dann werden wir „Systemrelevanz“ hautnah zu spüren bekommen.
P.S. : Das lustige daran ist das wir heute anscheinend das selbe Thema beackert haben.
http://tuisto.wordpress.com/2011/11/02/das-griechische-cds-problem-super-gau-voraus/#more-1215