Würde man bei den Bürgern in der EU eine Umfrage machen, welche EU Errungenschaften für die Bürger wirklich nützlich sind, so würden wahrscheinlich die Reisefreiheit und der Euro in der EU auf der Positivliste weit vorne liegen. Bei der Reisefreiheit sind die Deutschen wohl auch der Meinung, dass das eine gute Sache ist. Beim Euro scheiden sich dagegen bereits die Geister. Man sollte die Euro-Gegner auffordern, eine Überweisung von 10 Schweizer Franken an einen Empfänger in der Schweiz zu machen, damit sie den Vorteil eines einheitlichen Zahlungssystems in Europa wieder schätzen lernen. Unverständlich ist allerdings, dass die Banken in der EU noch immer kein einfaches EU-weites Zahlungssystem anbieten. Zwar gibt es inzwischen ein EU Bezahlsystem, das ist aber verglichen mit einer Bezahlung mit Kreditkarte für die Benutzer viel zu kompliziert. Hier hat die Politik ganz offensichtlich im Gegensatz zu den Gurken zu wenig Druck gemacht, sodaß den Bürgern die Vorteile einer einheitlichen Währung für den Zahlungsverkehr in der EU nicht so sichtbar werden.
Nun gibt es in Deutschland sogar eine neue Alternative Partei, die den Euro und damit eine einheitliche Währung abschaffen will. Dabei wird übersehen, dass nicht die einheitliche Währung das Problem ist, sondern der Umgang der Finanzindustrie und der Politik mit dieser Währung. Im globalen Handel braucht man einheitliche Währungen mit denen man auch hohe Handelsvolumen abwickeln kann. Die USA würde ja nur allzu gerne sehen, dass der US Dollar diese globale Währung ist, die in großen Mengen bei der FED in USA „gemacht“ wird. Die Inflationsgewinne fallen dabei den Amerikanern zu. Die Deutschen würden wohl nicht gerne den Euro gegen den US Dollar tauschen. Die chinesische Währung genießt weltweit wohl noch weniger Vertrauen als der Euro und der US Dollar. Der Euro ist eigentlich die einzige Alternative für eine europäische Einheitswährung. Daneben kann es natürlich lokale Währungen geben. Sowohl reiche Länder wie die Schweiz, Dänemark, Schweden, Norwegen, UK als auch ärmere EU Länder wie Ungarn, Litauen usw schotten ihre Wirtschaft durch ihre eigene Währung teilweise vom globalen Euro Raum. Für Investitionen und für Import/Export werden die globalen Währungen Euro und US Dollar genutzt.
Die währungspolitische Fragen für Deutschland sind deshalb
- Soll sich Deutschland wieder eine eigene Landeswährung NDM (Neue Deutsche Mark) zulegen, die nach ähnlichen Prinzipien wie die alte DM von einer unabhängigen Bundesbank verwaltet wird?
- Wie wird der Rest Euro in Zukunft gestaltet und verwaltet?
Wer für eine eigene Landeswährung eintritt, muss auch die Frage beantworten, was dann mit dem Euro geschehen soll. Das erste Problem wäre wohl wie die Euros, die wir heute haben in NDM umgewandelt werden. Es ist nicht zu erwarten, dass unsere Euro Partner, ähnlich großzügig mit uns umgehen werden wie die BRD damals mit der DDR. Ein Großteil der deutschen Guthaben und Euro Vermögen würden wohl von unseren „Partnern“ freudig übernommen werden. Das wäre aber eigentlich nur ein Schlag für die deutsche Buchhaltung. Das reale Geld ist ja schon heute weg. Deutschland als großer Exporteur und Importeur wäre aber nach wie vor sehr stark auf den gemeinsamen Euro angewiesen.
Deutschland ist also gut beraten in der heutigen Situation beim Euro zu bleiben und auf die dringende Entkopplung von Staatschulden und Währungsmanagement zu bestehen. Hierfür muss aber offen über die Verwendung des Geldwachstums, etwa 600 Milliarden €/Jahr, diskutiert werden. Heute fließt dieser „Inflationsgewinn“ in die Schulden der Euro Staaten (etwa 10 %) und weitgehend unkontrolliert in die Finanzwirtschaft (90%), die das Geld bevorzugt für Spekulationen in aller Welt verwendet. Ursprünglich war dieses Geld für Investitionen in der europäischen Realwirtschaft vorgesehen, die man inzwischen aber nicht mehr mit Geld sondern nur mit neuen Ideen ankurbeln kann. Ideen gibt es aber weder bei der EZB noch bei der Politik. Dies sieht man daran, dass das für die Ankurbelung der Wirtschaft im Euro Raum vorgesehene Geld der EZB gar nicht abgerufen wird. Mit mehr Geld kann man offensichtlich die Probleme im Euro Raum nicht lösen. Allenfalls kann man das Leben einiger Banker und Politiker damit reicher machen.
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