Beim Kauder-Welsch der Regierung, der politischen Parteien und der in deutschen Medien wird immer wieder betont, dass die Probleme Griechenlands nur durch Wachstum gelöst werden können. Seit 1948 waren die Importe Griechenlands immer größer als die Exporte. Damit hat sich natürlich ein schöner Schuldenberg aufgebaut. Überraschend hat aber Griechenland 2014 mehr exportiert als importiert. Positiv war, dass Griechenland in der Saison 2013 über 12 Milliarden € im Fremdenverkehr eingenommen hat (Export) u.a. weil viele deutsche Touristen die Griechen unterstützen wollten. Der Ausgleich wurde aber hauptsächlich dadurch erzielt, daß die Griechen kein Geld mehr hatten oder bekamen um im Ausland einzukaufen. So konnte z.B. Porsche 2013 nur 8 Autos in Griechenland verkaufen u.a. weil eine hohe Luxussteuer auf teure Autos eingeführt wurde. Die Griechen haben tatsächlich den Gürtel enger geschnallt. (Wirtschaftsdaten kompakt – Griechenland)
Die Frage ist nun in welchen Segmenten die Wirtschaft in Griechenland wachsen könnte. Der Fremdenverkehr hat Potential aber das Problem, dass die Saison in Griechenland sehr kurz ist (Mai – September). Die Winter sind sehr kalt und wie Frühjahr und Herbst sehr regnerisch. Investitionen lohnen sich also weniger als z.B. in Mallorca oder an der türkischen Südküste. Ein Grundpfeiler der griechischen Industrie sind Produkte aus Erdöl. Dieses Geschäft ist aber extrem vom Ölpreis und von der politischen Lage z.B. in Russland abhängig. Die Förderung der von den Griechen vermuteten großen Ölvorkommen im Mittelmeer lohnt sich bei den niedrigen Ölpreisen sicher nicht.
Investitionen aus dem Ausland sind minimal (2.5 Milliarden $ in 2013 – hauptsächlich aus Luxemburg wo die Griechen offensichtlich ihr Geld gelagert haben). Griechenland ist auch als Markt wenig interessant. Ein wesentlicher Faktor ist heute die Ausbildungsstand und die Zahl der jungen Leute. Mit 1.3 Geburten/Frau gibt es in Griechenland wohl kein Bevölkerungswachstum. In 2011 haben 65 000 Griechen einen Universitätsabschluss gemacht. Über 43 % der Absolventen haben Sozialwissenschaften, Recht sowie Humanwissenschaft und Künste studiert. Typisch war die Lage eines griechischen Professors in der Jauch Runde, der Lehrer ausbildet und sich beklagte, dass diese keine Stelle finden. Auf die Idee, dass er vielleicht selbst die Ursache des Problems ist, kam der Professor natürlich nicht. Wie man mit diesem Profil der Studenten einen Wirtschaftsaufschwung erzielen und die Arbeitslosigkeit reduzieren will, ist fraglich. Ausgezeichnete griechische Wissenschaftler findet man eher an den amerikanischen Eliteuniversitäten und im Silicon Valley. Viele wandern auch an die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland aus. Das hilft wohl mehr dem deutschen als dem griechischen Volk.
Schaut man sich die Wirtschaftszahlen und die Struktur in Griechenland an, so ist klar, dass man mit „weiter so“ und geringen Anpassungen nicht weit kommen wird. Es wäre schon ein Erfolg, wenn man Griechenland auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren könnte. Das ist sehr wohl mit einsichtigen Griechen möglich, wenn man die Staatsschulden in einer Bad-Bank einfach versenkt und die Zinsen vergißt, wie es ja bereits in Irland erfolgreich praktiziert wurde. Diese Aktion kann mit dem „Neugeld“ der EZB locker finanziert werden. Die Kosten werden dabei über die Entwertung des Euro von den Bürgern der Euro Gruppe getragen. Darüber scheint sich aber selbst in Deutschland niemand so richtig aufzuregen. Eigentlich bräuchte es nur einen Politiker, der sich traut die Wahrheit auszusprechen, damit die realen Probleme in Griechenland angepackt werden können.
Die eigentlichen Problemländer im Euro-Land sind aber Frankreich und Italien. Da kann man mit Kleingeld von der EZB nichts mehr ausrichten.
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