Bei den Bundestagswahlen hat es schon immer Einzelbewerber gegeben (Statistik seit 1949) . In den Bundestag geschafft hat es aber nach 1949 niemand mehr. Typisch erhalten Einzelbewerber nur in Ausnahmefällen mehr als 1000 Stimmen im Wahlkreis. Es handelt sich häufig um Proteststimmen gegen die ausgewählten Kandidaten im Wahlkreis. In den Ergebnislisten des Bundeswahlleiters tauchen die Einzelbewerber zwar auf, es gibt aber keinen Überblick. In einzelnen Wahlkreisen haben aber Einzelbewerber mehr Stimmen bekommen als alle Kleinstparteien zusammen, obwohl diese kostenlos Wahlwerbung im ÖR Fernsehen machen konnten.
Von Verhältnissen wie in USA, wo unabhängige Kandidaten wie Donald Trump oder Bernie Sanders von den Wählern als Kandidaten für das Präsidentenamt nominiert werden, sind wir bei der Bundestagswahl weit entfernt. Die Parteien in USA haben längt eingesehen, daß ein Kandidat, der bei der Nominierung nur die Unterstützung der eigenen Parteimitglieder bekommt, keine Chance hat. Bisher haben die deutschen Parteien die Kandidatenlisten für die Bundestagswahl fest unter der Kontrolle. So stellt man z.B. in Baden-Württemberg als Bürger verblüfft fest, daß mehr Abgeordnete aus Stuttgart in den Bundestag einziehen obwohl die Altparteien herbe Stimmenverluste hinnehmen mussten und die kleineren Parteien keinen Direktkandidaten (auch nicht Cem Özdemir) in den Bundestag schicken. Die Stuttgarter haben sich auf den Landeslisten gegen das Umland bei der Aufstellung der Landeslisten durchgesetzt. Bei der Wahl der Bürgermeister sind aber bereits die unabhängigen Kandidaten erfolgreicher als die Kandidaten der Parteien.
Falls es den etablierten Parteien nicht gelingt in der nächsten Legislaturperiode die wichtigsten Probleme der Bürger zufriedenstellen anzugehen, wird es wohl schwergewichtige Einzelbewerber geben. Die deutschen Bürger sind noch immer der Meinung, daß man zuerst eine Partei gründen muss bevor man politischen Einfluss im Parlament einbringen kann. Die AfD aber auch die Altpartien zeigen deutlich wie es in den Parteien zugeht. Demokratische Strukturen, Personalentwicklung und strategische Lösungsansätze findet man dort nicht. Als Unternehmen wären die Parteien längst Pleite wie es die „Möchtegern Unternehmer“ Lindner und Petry vorgemacht haben.
Frau Petry wird wohl versuchen eine Gruppe von AfD Abgeordneten als unabhängige Abgeordnete zu etablieren. Auch bei den anderen Parteien scheren immer wieder Abgeordnete aus, wenn ihre Zukunft in der Partei nicht abgesichert erscheint.
Wahlkampf in Deutschland wird in Zukunft wohl wieder spannender nachdem die „Alternative“ gegen „Aternativlos“ gepunktet hat.
Hat dies auf Weltbuerger- World Citizen-Ciudadano del mundo rebloggt.