Der IBM Websphere Portal Server geht auf Forschungsarbeiten aus dem Jahr 1987 und das IBM Produkt BIGAM (Boeblingen Interactive Graphic Application Monitor) zurück. Damals gab es zwar kein Internet aber grafische Bildschirme, Browser, Apps (auch zum selber machen. ), interne Coax Netze, Session Replay zum Testen und für die Werbung (wie jetzt bei Chrome) und auch selbstkonfigurierende Software. Auch nach Jahren konnte man die Software für einen bestimmten Datensatz wiederherstellen. Beliebte Anwendungen waren Entwurf (Mechanik, Logik, Leiterplatten usw), Produkt Design und Trend Analysen bei Banken sowie Charts für das höhere Management. Die Benutzer konnten sich ähnlich wie heute die Apps beim Smartphone ihre Funktionen aus Bibliotheken auswählen und auf Seiten gemäß ihren Anforderung anordnen. An der Verwirklichung dieser Idee auf verschiedenen Plattformen habe ich über 40 Jahre gearbeitet. Die einfachen Leute aber auch Wissenschaftler wie Fractals Papst, Benoit Mandelbrot , konnten sich 1987 bei Preisen von 100k $ kein eigenes Terminal leisten. Es hat einige Jahre gedauert bis ich verstanden habe, daß man teure Produkte für intelligente Benutzer nur in kleinen Stückzahlen verkaufen kann.
Mit dem Erscheinen des IBM PCs und Standards für Internet, Server(JAVA) und Browser konnte man ein Portalsystem für Jedermann entwickeln. Der IBM Websphere Portal Server (WPS) wurde im IBM Labor Böblingen von meinem Team entwickelt und bereits 2003 in der Industrie sowie vielen Kommunen und Staaten in USA eingesetzt (Einführung H Henn – IBM Portalserver). Die Finanzierung eines neuen Produkts in einer Großfirmen ist vergleichbar mit der eines StartUps. Man braucht sehr früh wichtige Kunden, die dem etablierten Management erklären, daß sie ein solches Podukt haben wollen. Die grundlegende Technologien zur Integration von vielen Applikationen mit für den Benutzer maßgeschneiderten Darstellungen wurden im Buch Pervasive Computing 2001 beschrieben. Das Buch war in einer Paperback-Ausgabe lange Jahre das bevorzugte Lehrbuch für Pervasive Computing in Indien. Die ursprüngliche deutsche Ausgabe wurde kaum gekauft (niemand liest IT Bücher aus Deutsch!) und kann heute antiquarisch für wenige € erworben werden. Das IBM Websphere Portal unterstützte schon damals Mobiltelefone, Spracheingabe, ein Sicherheitssystem mit Smartcards und Unterschriftenprüfung mit Neuronalen Netzen (SIVAL), PayPal ähnliches Bezahlsystem (zuammen mit der Deutschen Bank), Unterstützung für Arbeitsgruppen, ein Soziales Netzwerk (das Ding für Jugendliche in Zusammenarbeit mit dem Südwestdeutschen Rundfunk!) In USA gab damals nur das kleine GSM Telefon Netz an der Ostküste.
Fortschrittliche CIOs von Unternehmen wie Deutsche Bank und Daimler (z.B. Proaktive Infrastruktur, Internet SMART von Daimler/IBM auf der CeBit 2003) erkannten das Potential der Portal Technologie wurden aber von den Business Strategen behindert, da die neue Technologie große Veränderungen in den Strukturen auslösen würde und man kurzfristig keinen ROI nachweisen konnte. Die Deutsche Bank hat damals die Entwicklung zur Internet Bank gestoppt (wir wollen will keine Kunden mehr sehen!) und lieber auf das schnelle Geschäft im Investment Banking gesetzt. Vom DeuBa/IBM Internet Banken Showcase auf der Internationalen Funkausstellung 2001 in Berlin haben nur US Startups profitiert, die tagelang um den Messestand herumschlichen. Da wurde u.a. Paypal geboren.
Viele der ersten Nutzer des WPS Portals waren Städte und Staaten in USA. Spektakulär war das Portal für die Vermißtensuche für die Opfer des Tsunamis 2004, das von IBM Mitarbeitern innerhalb von 2 Wochen in Betrieb ging.
Miami Dade County (2.6 Millionen Einwohner) war einer meiner ersten Kunden in der öffentlichen Verwaltung. Wer ein Deutschland Portal aufbauen möchte, sollte sich unbedingt die Portale von Miami Dade (Verwaltung, Schule (Mobile Apps im Store) ansehen. Der Miami Dade Schuldistrikt hat 350 000 Schüler, die 53 verschiedene Sprachen sprechen und aus 153 Ländern stammen. Trotzdem gehören die Miami Dade Schulen zu den besten in USA. Allerdings gibt es auch eine eigene Schulpolizei und der Chef der Schulen (das gibt es in USA!)ist stolz, dass er die Zahl der Schlägereien reduziert hat! Nicht alle Probleme kann man mit IT lösen man kann aber die laufende Arbeit und die Strategie durch IT unterstützen.
Wer will da in Deutschland noch über die Probleme der Integration an unseren Schulen jammern. Schaut man sich im Miami Portal um, wird man viele gute Ideen finden. Wer hat sich in Deutschland z.B. auf Landesebene einmal Gedanken gemacht, wie man die Eltern in die Organisation Schule einbezieht? Bei der Weiterentwicklung werden in Miami die Ideen der Bürger aufgenommen und in Foren diskutiert. Man kann ähnlich wie z.B. Apple, Microsoft Beta Versionen schon lange vor der Fertigstellung testen. Man stelle sich vor unsere Parteien würden einen ähnlichen Prozess für die Erstellung des Regierungsprogramms verwenden. Alle Funktionen des Portals sind „Kunden Orientiert“ und nicht nach Ämtern gegliedert. Dies würde in Deutschland die Zusammenarbeit vieler Behörden erfordern – ein Wunschtraum.
Hat man sich einen Überblick über die Organisation und die Funktionen des Miami Portals verschafft wird man zum Schluss kommen, daß Deutschland bei der Nutzung der IT in der Verwaltung mindestens um 15 Jahre zurückliegt. Kein Wunder hat doch Miami vor 15 Jahren mit dem Aufbau seiner IT Infrastruktur begonnen und viel Erfahrung gesammelt. Allerdings gibt es auch in USA Regionen, die eine total veraltete Verwaltung haben, die abgehängt sind und es auch bleiben werden da Investoren nicht mit veralteten und langsamen Verwaltungen kämpfen wollen. Mit den in Deutschland bestehenden Prozessen in Politik und Verwaltung kann man ein Deutschland Portal, das wesentlich komplexer als z.B. Stuttgart 21, Flughafen Berlin ist, überhaupt nicht realisieren.
Die ihr in die GroKo eintretet, lasst alle Hoffnung fahren
Beispiele aus Miami
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