Die Süddeutsche Zeitung stellt zu Recht fest, daß der Streit um die Abgaswerte erbittert und größtenteils ideologisch geführt wird. Allerdings kämpft nicht die „reine“ Wissenschaft gegen einen ungebildeten Lungenfacharzt Köhler, der bei einer Seitenbemerkung zum Thema Rauchen einen Rechenfehler gemacht hat. Nach Meinung der Wissenschaftler sind alle Argumente von Herrn Köhler damit haltlos. Allerdings haben die Wissenschaftler vorher aber auch die Gefährlichkeit von NOx durch eine große Zahl von frühzeitigen Todesfällen, die durch NOx verursacht werden, den Bürgern verdeutlicht. Dazu sagt der Schweizer Experte Nino Kiunzli: Kein ernst zu nehmender Wissenschaftler habe je behauptet, Luftschadstoffe wie NOx seien eine direkte Todesursache. So einfach sei es nun mal nicht.
Diese Aussage ist sicher richtig. Genau das hat Herr Köhler auch gesagt. Offensichtlich sticht in Deutschland ein Professor noch immer gegen einen Doktor. Ein Nichtakademiker sollte schon gar keine eigene Meinung haben. Leider konnten die Wissenschaftler der Bevölkerung und den Reportern nicht klar machen, daß es sich bei den in ihrer Methodik benutzten Todesfällen als Maßzahl für die Gefährlichkeit von NOx um fiktive Opfer handelt, die nicht zum Lungenfacharzt gehen können. Vernünftiger wäre es, wenn die Wissenschaftler eine weniger reißerische Maßzahl für die Gefährlichkeit von NOx wählen würden. Das eigentliche Problem ist, daß die von den Epedimiologen angewandte Methodik höchst fragwürdig ist. Man kann aus einer Vielzahl von schädlichen Einflüssen auf Menschen, die in „schlechten“ Gegenden wohnen (Lärm, Feinstaub, Geldmangel, andere Krankheiten, Alkohol, Bewegungsmangel, Stress usw) den Einfluss von NOx nicht bestimmen. Man kann allenfalls beobachten, daß NOx bei Versuchen an Tier und Mensch schädliche Auswirkungen hat. Ein Großteil der deutschen Bürger lebt in gesunder Luft und ist eigentlich nur NOx gefährdet wenn er sich mit seinem Auto zu seinen Freunden auf verstopfte Straßen begibt oder vom Land in die größeren Städte zieht. Gibt es in Deutschland eine heimliche Sehnsucht in der schlechten Stadtluft früh zu sterben?
Bei korrekter Anwendung von statistischen Methoden, darf man aus einer kleinen Zahl von Vorfällen nicht auf Mittelwerte in einer großen Gruppe schließen. Klassisches Beispiel „Der größte Teil der Deutschen hat überdurchschnittlich viele Finger“.
Anstatt statistische Grenzwerte für die Luftbelastung zu definieren, sollte man dort handeln, wo es tatsächlich Probleme gibt und den Rest der Bevölkerung in Ruhe lassen. Ein erster vernünftiger Schritt wäre z.B. die mit S21 in Stuttgart geplante Neubebauung im Talkessel zu verbieten. Gebt der frischen Luft eine Chance!
PS Nette Idee: am Wochenende nehmen die Stuttgarter Dieselfreunde die leidende Bevölkerung vom Neckartor zu einer langen Wanderung auf der schwäbischen Alb mit. Da ist die Luft noch sauber.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.