Obwohl in Baden-Württemberg eine „Schicksalswahl“ ansteht, geben sich die Parteien kaum Mühe, die Bürger für sich zu gewinnen. Man sieht zwar überall in der Stadt Werbeplakate an den Laternenmasten. Meist sind es aber bei den CDU Mitgliedern (> 50% über 60 Jahre alt) die Rentner nach der zweiten Hüftoperation, die auf schwankende Leitern steigen und die Plakate befestigen. Bei SPD, FDP und bei den Grünen sind es ganz wenige Aktivisten die diese Arbeit übernehmen. Viele Kandidaten haben diese läastige Arbeit auch schon „outgesourced“. Die älteren Parteimitglieder aller Parteien klagen, dass die Jungen nur Karriere machen aber nicht in der Partei mitarbeiten wollen. Speziell bei der FDP ist die junge Generation bei Gegenwind komplett von Bord gegangen. Auf der Straße wird kaum Wahlkampf gemacht. Offensichtlich hat man zu wenig Parteimitglieder, die in einer persönlichen Diskussion mit mündigen Bürgern nicht peinlich wirken. Schöne Beispiele geben die Mitglieder der Jungen Union, die ganz deutlich auf der negativen Seite der Intelligenzverteilung liegen und die Sprüche der „Oberen“ nachplappern. Da wimmelt es nur so von Brückentechnologien, Energieblackout, Strommasten Urwäldern usw.
Die SPD Mitglieder treten kaum in Erscheinung. 46% der Mitglieder sind älter als 60 Jahre, 34 % bereits in Rente. Mein lokaler SPD Kandidat hatte die tolle Idee ein Kochbuch mit Rezepten seiner Wähler herauszugeben. Das ist Kopier Stil auf niedrigstem Niveau. Der Titel des Busches sollte wohl lauten „Sie werden die Suppe wohl auslöffeln müssen“.
Auch den Grünen scheint es nicht zu gelingen, ihre Mitglieder in den Kampf um die Bürgerstimmen zu schicken, obwohl sie relativ viele Jungmitglieder haben. Traditionell gehen die Grünen wohl lieber Demonstrieren als Argumentieren.
Wahlkampf wird von allen Parteien vorwiegend nur in quasi geschlossener Umgebung gemacht. Die Teilnehmer sind dabei zum größten Teil Parteimitglieder, die man ja sowieso nicht mehr überzeugen muss (oder doch?). Die Prominenten der Parteien dienen dabei als Zugpferde, die den lokalen Abgeordneten im Schlepptau haben. Dabei spult man die 08/15 Reden ab, Diskussionen mit den Bürgern sind unerwünscht. Nur wenn ein Lokalreporter bereit ist, das segensreiche Werben der Landtagskandidaten zu begleiten, is man zu bürgernahen Aktionen bereit.
Schaut man auf den Internetseiten von CDU, FDP, Grünen und SPD nach, findet man gar keine Hinweise auf die Landtagswahlen und schon gar keine Foren, in denen die Bürger das Wahlprogramm diskutieren könnten. Die dort veröffentlichten Artikel kann man nicht kommentieren. Diskussionen finden allenfalls in privaten Blogs statt. Bei einem ordentlichen moderierten Blog der Partei müsste man den Bürgern ja vernünftige Antworten geben und würde dafür noch kritisiert.
Insgesamt hat man den Eindruck, dass alle Parteien froh sind, wenn endlich der Wahlkampf vorbei ist und die Bürger ihre Stimme für die nächsten Jahre nicht mehr erheben.