Es ist immer wieder interessant, mit Besuchern die Bauhaus Häuser der Weissenhof Siedlung zu besichtigen. Vom Dachgarten des Corbusier Hauses kann man noch auf die Ikone des Stuttgarter Betonbaus verweisen, den Fernsehturm, der vielen Stuttgarter Architekten lohnende Aufträge in der ganzen Welt eingebracht hat. Man kann sich heute gar nicht vorstellen, dass die Stadt Stuttgart renommierte Architekten einlädt, neue Konzepte im Städtebau zu entwickeln – das sollen jetzt die Schüler und die Bürger in der Stiftung Rosenstein machen.
Will man dem Stuttgart Besucher heute aber neue moderne Architektur in Stuttgart zeigen, wird es schwierig. Das Daimler und das Porsche Museum sind durch ihre gewollt auffällige Form, fehlende Einbindung in die Umgebung und die etwas einseitige Nutzung nicht gerade gute Beispiele für modernen Städtebau. Auf Anhieb fällt einem eigentlich nur das neue Pflaster in der Königstraße und den Nebengassen als Leistung der heutigen Stuttgarter Architektengeneration ein. Um dieses Pflaster herum werden quaderförmige Neubauten mit diversen Verkleidungen platziert. Glas gilt dabei als besonders edel und wird gerne verwendet, obwohl es ökologisch Unsinn ist..
Will man die neue Architektur Stuttgarts sehen, empfiehlt es sich nach dem Besuch der Weissenhofsiedlung das nagelneue Augustinum gleich dahinter anzusehen. Dort werden die üblichen Stuttgarter Glaskuben mit Bauhauselementen garniert. Plätze und Wege sind menschenleer – die Bewohner werden ja von der Augustinum Stiftung in den Kuben betreut. Das perfekte Mausoleum für den wohlhabenden Stuttgarter Rentner. Das „Augustoleum“ ist sicher ein Prototyp für die Stuttgarter Neubauten der nächsten Jahre. Am Killesberg auf der anderen Straßenseite entsteht schon ein ähnliches Viertel, nachdem der große Plan ein Modezentrum zu bauen, das ganz viele kreative Arbeitsplätze schafft und viel Gewerbesteuer bringt, schnell geplatzt ist. Nachdem der Investor das Grundstück von der Stadt ergattert hatte, wurden die Pläne rasch geändert und der Stuttgarter Gemeinderat durfte das Ganze wie immer nur abnicken. Wahrscheinlich werden wir im Rosensteinviertel eine ähnliche Entwicklung erleben.
Der Himmel auf Erden wird in den Luxusaltersheimen wahrscheinlich nicht zu finden sein. Den Himmel auf Erden hat für sich wohl nur der Vorstandsvorsitzende der Augustinus Stiftung, Honorarprofesser Dr. Markus Rückert geschaffen. Er hat Frömmigkeit (Theologie) und Geschäftssinn (Betriebswirtschaft) im calvinistischen Ideal so erfolgreich kombinert, dass in seinem Wohlfahrtskonzern der Euro nie ausgeht. Das schöne bei diesen sozialen Stiftungen ist, dass alle Nachkommen im Glauben fest auch wieder ihre Pöstchen mit gutem Auskommen in der Stiftung finden. Auch Dr. Markus Rückert hat die Stiftung quasi von seinem geschäftstüchtigen und frommen Vater geerbt. Es sind also nicht immer die bösartigen Manager und Banker die aus gesellschaftlichen Problemen riesige Gewinne machen. Auch mit einigen frommen Augenaufschlägen kann man in unserem Sozialwesen schöne Vermögen aufbauen.
Siehe auch
Warum Merkles CDU S21 bauen muss
Rosenstein Viertel – Architekten ratlos
Flugfeld Böblingen_Sindelfingen – Vorbild für Rosensteinviertel