Ende der 90er Jahre konnte man leicht Ärger mit den Taxifahrern bekommen, wenn man als Ziel die Deutsche Bank nannte. Damals rief der Vorsitzende Breuer eine neue Strategie aus, die er vereinfacht so definierte „Ich will keine Kunden mehr sehen“. Man hatte gerade das Investment Banking als neue Goldgrube erkannt. Die kleinen Gewerbekunden erhielten Briefe, dass man am Geschäft mit ihnen nicht mehr interessiert sei, egal ob sie schon über 50 Jahre treue Kunden bei der Deutschen Bank waren.
Diese Strategie wurde auch unter Josef Ackermann fortgesetzt. Die ganze Abwicklung des traditionellen Bankgeschäfts wurde „outgesourced“. Insbesondere wurde die ganze Abwicklung des Zahlungsverkehrs an die Postbank übertragen. Damit hat man kurzfristig Geld gespart, eine große Zahl Mitarbeiter verschoben (bei der Postbank waren die Gehälter ja viel niedriger) und den Gewinn gesteigert. Man konnte danach aber kein eigenständiges Privatkundengeschäft mehr betreiben (das war damals ja auch nicht strategisch). Man hatte aber übersehen, dass ohne eine große Zahl von Privatkunden man die Position der systemrelevanten Bank kaum halten konnte und vor allem das Interesse der Politik an der Deutschen Bank schwand. Nachdem das Investment Banking immer kritischer wurde, wollte man wieder in das Geschäft mit den Privatkunden einsteigen.
Die Übernahme der Postbank ist ein kleines Lehrstück wie die Profis von der deutschen Bank die „braven“ Bundesfirmen und damit den Steuerzahler abzocken. Wichtig war hier zunächst, dass sich Herr Ackermann sehr gut mit der Chefin in der Politik stellt. Durch mancherlei Ratschläge und offene Bewunderung schafft er es, eine Vertrauensstellung bei der Kanzlerin zu erreichen (Happy Birthday to Joe), die sich unbedingt in der Finanzwelt profilieren wollte. Zunächst musste die Postbank aus dem Vermögen des Bundes herausgelöst werden. Hier war ein gewisser Herr Zumwinkel (mit Schloss am Gardasee) mit einem Börsengang 2004 unter der Regie des Konsortialführers Deutsche Bank sehr hilfreich. Hinter den Kulissen gab es schon damals Streit. Zitat „Bei der Post war man sehr ungehalten, dass die Deutsche Bank, die ja für einen möglichst erfolgreichen Börsengang bezahlt wird, eigene Interessen verfolgte“
Zunächst hat die Deutsche Bank nur 30% der der Postbank übernommen und den Chefs eine großzügige Gehaltserhöhung genehmigt damit die alles mitmachen. Anschließend wurde der Kurs der Postbankaktie in den Keller (von über 45 € auf 25 €) getrieben. Das hat zwar den Nachteil, dass damit die bereits gekauften 30 % der Postbankaktien an Wert verloren (das kann man dann als Verlust abschreiben). Dafür sind die restlichen 70 % der aber billiger zu haben. Kleines Pech – die Deutsche Bank hat für 27% der Aktien der Post einen Preis von 45 € versprochen. Das wurde aber mit Hinweis auf die Finanz- und Bankenkrise auf politischer Ebene „korrigiert“. Mit der Komplettübernahme hat die Deutsche Bank natürlich bis 2010 gewartet und bis die „überzähligen“ DB Mitarbeiter, die zur Postbank verschoben wurden, weitgehend abgewickelt waren. Die Zeche zahlt mal wieder der Steuerzahler, da der Bund durch seine Firma Post weniger Geld für die Postbank erhielt. Herr Ackermann hat sich mit dem Privatkundengeschäft seinen Abgang zumindest versilbert. Die Deutsche Bank erzielte 2011 im Privatkundengeschäft einen Gewinn von 1,8 Milliarden € (+10%) während der Gewinn aus dem Investmentbanking auf 2.9 Milliarden € (- 40%) zurück ging.
Für die Bundeskanzlerin Angela Markel war das Manöver eine der Maßnahmen um Deutschland in den Finanzmärkten vor allem gegenüber England zu stärken. „Deutschland braucht eine starke internationale Bank!“ Wer wäre da besser geeignet als die Bank, die schon so heißt. Das erinnert sehr stark an den Börsencrash von 1873. Auch damals wollte man gegen die Banken im Ausland und die jüdischen Banken im Inland angehen durch Gründung deutscher Banken und der Ausweitung der spekulativen Bankgeschäfte. Wie wir aus der Geschichte wissen ging das ziemlich schief. Auch in der jetzigen Finanzkrise ist zu befürchten, dass Frau Merkels Ehrgeiz, sich in der Bankenkrise als begnadete Führerin zu profilieren, in einem Desaster endet. Während die EU Führerin als Schäferin im Regen voran geht, bringen die Schlauen ihre Schäfchen ins Trockene. Von Herrn Ackermann lernen heißt siegen lernen.