Das Geld ist weg – aber wo ging es hin?

Es gibt viele laute Klagen über das viele Geld das Banken (auch in Deutschland) und die PIIGS Staaten benötigen. Berichte darüber, wo das viele Geld eigentlich hingegangen ist, sieht man dagegen ziemlich selten. In Deutschland ist die vorherrschende Meinung, dass alle anderen Staaten kassiert haben und nur Deutschland bezahlt hat. Wie immer ist die Lage nicht so einfach und in den verschiedenen Ländern der EU durchaus uneinheitlich.

Gewinner:

  • Banker -Ziemlich einig sind sich alle, dass sich die Banker in der EU über Gehälter, Spekulationen auf eigene Rechnung sowie Boni und Dividenden eine große Scheibe vom Kuchen abgeschnitten haben. Konkrete Zahlen findet man aber nicht. Für das Jahr 2006 gibt es zumindest einige Zahlen für New York. Dort wurden 23 Milliarden $ an Gehältern und Boni bezahlt. Durchschnittlich 138 000 $ pro Mitarbeiter. Top Manager konnten dabei auch mal > 50 Millionen $ verdienen.  Im mittleren Management war man mit 2 Millionen $ dabei. Das war aber nur die Spitze des Eisbergs. Hedge Fond Manager konnten auch mal mehrere 100 Millione $ im Jahr verdienen. New York aber auch London leben praktisch vom Geld das über die Banker in die Stadt fließt. In Deutschland fließen etwa 30 Milliarden an die 600 000 Beschäftigten der Banken (50 000 € mittleres Gehalt). Die Zahl der Banker, die über eine Million € im Jahr verdienen dürfte in Deutschland relativ gering sein – die Investment Banker sitzen sowieso in London oder USA.  Auch hier  wird das meist Geld ausserhalb der Banken gemacht.
  • EU Bürokraten – vor allem in Brüssel und Luxemburg hat sich eine Bürokratie  mit EU Beamten und einer großen Zahl von Lobbyisten aufgebläht. Als einziges EU Land hat Luxemburg mit Einkommenszuwächsen davon profitiert.
  • Bauindustrie – vor allem in Irland, Portugal und Spanien wurde im Bauboom mit Grundstücken, Bau von Wohnungen und dem Bau von Infrastruktur viel Geld verdient. Zum Teil ging das Geld auch an die Angestellten und Arbeiter in der einschlägigen Industrie. Auch hier haben die Banken bei der Finanzierung gut verdient. Nachdem jetzt die faulen Kredite geplatzt sind und der „Staat“ bezahlt hat, fallen in den Bauboomstaaten jetzt die Preise für Häuser und Wohnungen. Auch die Mieten fallen gewaltig. Da freuen sich viele Iren, Spanier, Portugiesen u.a. dass sie nun für wenig Geld schöne Wohnungen mieten oder kaufen können. Ein Teil des Geldes ist also nicht verloren, sondern fließt zu den schlauen Bürgern. Die geringe Zahl von Bürgern, die eigenes Geld investiert haben, sind sicher ärmer an Geld und Wohlbefinden geworden.
  • Deutsche Industrie – Speziell die Automobilindustrie hat lustig ihre produzierten Güter an EU Bürger (auch in Deutschland) verkauft, die für die Bezahlung eigentlich nicht genug Geld hatten.  Mit einer Vielfalt von Finanztricks wurde dafür gesorgt, dass das Geld in den deutschen Firmen ankam obwohl die Kunden gar nicht bezahlt haben (z.B. Leasing, Vorfinanzierung, negative Target2 Salden der Euro Staaten …) Davon haben die Unternehmen und ihre Zulieferer aber auch die Mitarbeiter über Löhne und Prämien profitiert. Gewinne der Unternehmen z.B. in China mussten dort wieder investiert werden. Ob und wieviel Geld von China wieder zurück fließt wird sich zeigen.
  • Bürger – Über Staatsanleihen wurden viele Staatsausgaben, die normalerweise die Bürger über Steuern bezahlen müssten, mit Schulden finanziert. Typisch ist hier Deutschland mit dem Aufbau Ost, der rechnerisch zum großen Teil über Schulden finanziert wurde. Viele Regierung haben das aufgenommene Gled auch benutzt, um Wahlgeschenke an bestimme Regionen und Bürger zu verteilen. Dabei ist in vielen Ländern auch viel Geld an korrupte Politiker und Beamte geflossen.

Trotz des vielen virtuellen Geldes, das von der EZB in das System gepumpt wurde, hat sich weder das inflationsbereinigte Einkommen in den Ländern der EU noch das Vermögen in Deutschland erhöht. Das zeigt eindrucksvoll dass durch die Leistungen der Finanzindustrie (Geldwanderungen mit Abgreifen von Gebühren) der Wohlstand allenfalls einzelner Bürger gemehrt werden kann. Die Banker haben entgegen der landläufigen Meinung wohl nur einen kleinen Teil des Geldsegens abbekommen (viel Geld für wenige). Der größte Teil des Geldes landete bei den Mittätern, die aber auch nicht gegen die Inflationsrate gewinnen konnten.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in USA, wo selbst die riesige Geldmenge, die von der FED zum Nullzins verteilt wird, nicht für reales Wachstum und höhere Einkommen der breiten Bevölkerung sorgen kann. Eine Erhöhung der Geldmenge und der leichte Zugang zu Krediten führt nur dann zu Wachstum wenn es in der Realwirtschaft kreative Menschen gibt, die mit dem Geld sinnvolle Investitionen tätigen können.

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3 Antworten zu Das Geld ist weg – aber wo ging es hin?

  1. MartinGreenDolphin schreibt:

    Hallo Freie Abgeordnete,

    Ein echt interessanter Artikel, zumal man Daten zur Verteilung von Finanzen meist vergebens sucht. Mir sagt die Idee hinter eurem Blog generell zu und das wofür ihr stehen wollt.

    Ich arbeite zur Zeit auch an einer neuen Idee mit, die versucht mehr Gerechtigkeit in die Welt zu bringen. Es handelt sich dabei um die Onlineplattform Green Dolphin , die es sich zur Aufgabe macht finanziell benachteiligten Menschen einen Zugang zu Kapital zu ermöglichen.

    Es würde mich freuen wenn ihr mal auf unseren Blog schaut und uns sagt was ihr davon haltet. Für Anregungen und konstruktive Kritik haben wir immer ein offenes Ohr.

    MfG, Martin

    • portaleco schreibt:

      Der Ansatz ist vom Prinzip her richtig. Veränderungen brauchen meist Kapital wenn sie über das Niveau von Ideen hinsauskommen wollen.Bei der klassischen Firmengrünung zu Beginn der Industrialisierung taten sich immer ein Ingenieur (Idee + Knowhow) und ein Finanzier zusammen. Sie schufen dann Arbeitsplätze und Einkommen für die Leute, die keine Ideen und keinen Finanzier hatten. Es macht also viel Sinn, Leute mit Ideen und Durchhaltevermögen zu unterstützen. Hierfür ist das Konzept der Microkredite hervorragend geeignet, das aber schon wieder von den Großbanken unterwandert wird. Es gibt aber genügend Initiativen bei denen sich Leute und ihr Projekt im Web vorstellen und man sich direkt an der Finanzierung beteiligen kann. Unsere Banken haben inzwischen sehr hohe Einstiegskosten, dass sie Kleinkredite nicht mehr wirtschaftlich verwalten können.

      Weniger gut finde ich die Idee, Geld an jeden zu geben, der das möchte – z.B. an den Staat oder an Hallodris. Wer Geld will muss ich sagen wofür er es verwenden möchte. Bei unserer Großmutter gab es für Bettler eine einfache Regel: zu Essen gab es immer – Geld gab es nur, wenn der Bettler mindestens eine Stunde im Garten gearbeitet hat. Viel Erfolg – Neue Denke braucht das Land

      • MartinGreenDolphin schreibt:

        Danke für das Feedback. Dass Firmengründer Kapital benötigen stimmt natürlich, allerdings wenden wir uns auch an Personen, die einfach Geld brauchen für eine Renovierung, ein neues Auto etc. An den Auktionen können übrigens nur natürliche Personen teilnehmen, d.h. der Staat oder sonstige Institutionen können kein Kapital bei Green Dolphin erhalten.

        MfG, Martin

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